EDU Schaffhausen Ausflug - Freitag, 26. August 2022

Glarnerland


Bericht

Bereits zum Znüni ein Anis-Model-Guetzli

 

Unser EDU Ausflug führte uns dieses Jahr ins Glarnerland. Bereits auf dem Weg nach Winterthur verteilte uns Sandra ein Anismodelguetzli mit Schweizersujet drauf, wunderschön und sehr fein hergestellt mit viel Liebe von Edith - mit einem Elmer Citro aus dem Glarnerland. Mit 2-3 Liedern stellten wir unsere Fahrt unter Gottes Schutz. Mit unserem Chauffeur Walter gelangten wir in gewohnt sicherer und angenehmer Fahrt zur Tellsplatte, wo wir alle den Kaffee mit Gipfeli mit schönster Aussicht und Glockenklängen vom nahen Glockenspiel sehr genossen.

Über Altdorf, wo uns Wilhelm Tell freundlich zunickte, ging die Fahrt weiter Richtung Klausenpass: Anfänglich normale Strassen, nichts Spektakuläres, doch bald änderte sich das. Die Strasse wurde steiler und enger. Oft waren alle Carfahrkünste von Walter gefragt – auch weil nicht alle Wegbenutzer realisierten, dass ein Car ziemlich lang ist und einen grösseren Überhang hat. Das Postauto kreuzten wir im richtigen Moment, denn auf der weiteren, teilweise beängstigend schmalen Strecke wäre ein Kreuzen nicht mehr möglich gewesen. Haarnadelkurve um Haarnadelkurve schlängelten wir uns hoch und bald war auch die Passhöhe erreicht… und Aufatmen angesagt. Auf der einen Seite hoch und auf der anderen Seite runter – auch hier stieg der Adrenalinspiegel bei einigen Passagieren an. Dass Motorradfahrer diese Strecke lieben, ist verständlich, und die sich hochkämpfenden Velofahrer (ohne Motor) sind bewundernswert. 

 

Eine kurze Nachhilfehalbstunde in Schweizer Geschichte durch Sandra, brachte uns wieder in Erinnerung, wie die Grenze zwischen Uri und Glarus entstanden ist. Hut ab vor den beiden Läufern, die alles daran gaben, möglichst viel Boden für ihren Kanton zu gewinnen. Und Hut ab vor dem Urner, der dem Verlierer aus dem Glarnerland noch eine Chance gab, Boden gutzumachen, dieser aber schlussendlich vor Erschöpfung tot umfiel, und also bis zum letzten Atemzug für seinen Kanton kämpfte. Beide können wir uns als Vorbild nehmen. Auch wir können und sollen gnädig sein, jedoch auch kämpfen, wenn es an der Zeit ist, sei dies politisch oder persönlich.

Weiter ging die Fahrt, vorbei an saftig grünen Wiesen und unendlich vielen Kühen, die auch mal die Strasse versperrten. Und da, wo es Rindviecher hat, gibt es auch Käse. Bei einem kurzen Halt auf dem Urnerboden konnten wir uns mit mildem, reiferem, oder würzigem Käse eindecken. Sandra hat auch an Kühlboxen gedacht, damit wir vor der entstandenen Würze verschont blieben.

 

Ein paar Meter weiter und nur 5 Minuten Fussmarsch entfernt von der Strasse, ergoss sich der faszinierende «Bergstüber» Wasserfall. Wagemutige liessen es sich nicht nehmen, einmal einen Wasserfall von hinten zu bestaunen und zu fotografieren.

 

Alle freuten sich, dass bald Linthal in Sicht kam und das Hotel Adler, wo ein feines Mittagessen auf uns wartete. Unser Vorstandsmitglied Beat, der den ehemaligen Schaffhauser Wirt gut kennt, hat dies für uns organisiert. Wiederum dank der perfekten Vorbereitung von Sandra, erhielt jeder Teilnehmer sein bestelltes Essen in kürzester Zeit.

 

Magdalena Mouron, die EDU Präsidentin von Glarus, überbrachte uns Grussworte und erklärte, schon ein bisschen mit Stolz, ihre sichere Stromproduktion, das Linththal-Kraftwerk, wo auch ihr Mann arbeitet. Für sie ist der Stausee die perfekte Batterie, und dass der Strom bei ihnen ausfallen könnte, ist sozusagen unmöglich. Sie zeigte in Richtung des Stausees, wo Regenwolken die Berge umschlossen: „Seht, jetzt wird er gar bald wieder gefüllt“!!!

Bewusst haben wir das Programm nicht überfüllt. Doch schon wieder rückte der Zeiger zu schnell voran, und wir mussten das „Freulers Race Café“ mit dem kleinen aber feinen Oldtimer Museum“ streichen (schnupf, schnupf).

Immer wieder beeindruckten den Schreiber die grünen Wiesen, die schönen und gepflegten Weiden. Durch das Sernftal näherten wir uns Elm, wo unser Halt der Schiefertafelfabrik galt. Nach dem Aussteigen erklärte uns die begabte und begeisterte Führerin bereits, wie das sich mit dem Martinsloch (22m hoch x 19m breit) verhält, einer herzförmigen Öffnung oben in den Felsen. Zweimal im Jahr, im Frühjahr und Herbst, scheint die Sonne durch dieses Martinsloch direkt auf den Kirchenturm.

 

Einem Teilnehmer fiel auf, dass die Farbe des Gesteins dort oben anders ist. Ja, dem ist so. Das ist eine Besonderheit: die älteste Schicht ist oben und die jüngeren Schichten darunter. Das ist so sehr speziell, dass das Gebirge heute zum Weltkulturerbe gehört.

 

Und, genau, wegen den Steinen sind wir hier; wegen dem Schiefer. Im letzten Jahrhundert wurde Schiefer abgebaut, lange Zeit erfolgreich. Als die Schieferabkommen weniger wurden, „arbeitete“ man trotzdem unsachgemäss weiter, trotz Warnungen, leider „nur“ vom Förster, nicht vom Fachmann. An einem Sonntag stürzte dann der Berg in drei Schichten ins Tal, und begrub Mensch, Tier und Feld unter sich. Ganze Familien wurden ausgelöscht. So hart das Schicksal war, unterkriegen liessen sich die Bewohner nicht. In Fronarbeit sprengten sie die Felsen und planierten das Trümmerfeld. Jahrelang karrten sie Mist darauf und allmählich wuchs im wahrsten Sinne des Wortes Gras darüber. Heute sind es wieder saftige Weiden.

 

Und jetzt ab ins Schiefertafelmuseum! Die meisten der Teilnehmer benutzten diese Tafeln noch in ihren jüngeren Jahren, während ihrer Schulzeit. Anschaulich, in Bild, Wort und Film zeigte uns die Führerin, wie aus einem Stück Schiefer unsere Tafeln entstanden. Unendlich viel Hand- und Kinder-/Schüler-Arbeit war gefragt. Eine solche Produktion kann man sich heute nicht mehr vorstellen. Es war höchst interessant – der Besuch hat sich gelohnt.

Ein reichhaltiger Apéro, u.a. natürlich mit Glarner Schabziger, war dann für viele der 39 Mitreisenden wahrscheinlich auch gleich der Znacht.

 

Noch einmal konnten wir unsere Geografie-Kenntnisse testen oder erneuern. Über den Ricken und Wattwil ging es heimwärts. Wohlbehalten und geschützt im Car wurden wir begleitet von Donner und Blitz und teilweise starkem Regen. Mit Lob- und Dankeslieder beschlossen wir unseren diesjährigen Partei-Ausflug. Danke Fritz für die mitgebrachten Liederbüechli!

 

Und DANKE noch einmal an Sandra und Walter Schöpfer für die erlebnisreiche und gut organisierte Reise. Wir kommen gerne wieder.

 

Der Verfasser: Reinhard Gasser / Hallau / 6.9.22